ⴻⵍⵎⵉⵍⵉⴰ

Die Identität eines Individuums ist die wichtigste Komponente seiner intellektuellen Existenz. Ohne sie kann es nicht selbstbewusst leben. Ein Mensch mit Identität lebt, der ohne Identität "vegetiert".

• Ein Mensch, der seine eigene Identität nicht kennt, ist ein orientierungsloses und verlorenes Objekt und Spielball der selbstbewussten Subjekte seiner Umwelt. Das Selbstbewusstsein und die Erkenntnis der eigenen Identität sind die Grundlage und Voraussetzung für die eigene Entwicklung und Weiterentwicklung. Denn ohne fundiertes Wissen über die eigene Identität können die eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen nicht identifiziert und vernünftig eingesetzt werden. Das eigene Handeln wird dadurch ziellos, zufällig und von allen anderen (externen) Subjekten gesteuert.

Die Identität eines Volks stellt das stärkste und emotionalste Gemeinschaftsgefühl zwischen seinen Mitgliedern dar. Bürger mit einem ausgeprägten gemeinsamen Identitätsbewusstsein haben ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie leben mit Verständnis und Respekt für einander, miteinander und nicht gegen einander. Das starke gemeinsame Bindeglied zwischen ihnen sind die geteilten Identitätsmerkmale.

Im Folgenden werden zwei Sichtweisen und die darin enthaltenen Konzepte zur algerischen Identität zweier amazighisch-algerischen Geschichtspersönlichkeiten diskutiert, die das heutige Algerien - seit seiner Unabhängigkeit - am stärksten geprägt haben.

  Islamgelehrter Cheikh Abdelhamid Ben Badis (رحمه الله)

Die wichtigste, schriftlich formulierte, Aussage des amazighisch-algerischen Islamgelehrten Cheikh Abdelhamid Ben Badis bezüglich der algerischen Identität lautet:

 (1) شعب الجزائر مسلم  والى العروبة ينتسب

Das Volk Algeriens ist Muslim (hat den Islam als Religion) und mit dem Arabertum ver­schwä­gert.

Der Islamgelehrte Ben Badis hat wahrheitstreu und bewusst nicht die folgenden zwei semantisch-eindeutigen Sätze formuliert, weder implizit noch explizit:

 (a) شعب الجزائر شعب عربي

Das Volk Algeriens ist ein arabisches Volk.

 (b) شعب الجزائر عربي

 Das Volk Algeriens ist arabisch.

Cheikh Ben Badis war demnach der eindeutigen Überzeugung, dass das algerische Volk kein arabisches Volk ist, weil er die semantisch-eindeutigen Aussagen (a) und (b) nie formuliert und/oder benutzt hat.

Folgt man intellektuell unserem amazighisch-algerischen Islamgelehrten Cheikh Abdelhamid Ben Badis, dann muss man logisch folgern und konstatieren, dass

das algerische Volk kein arabisches Volk ist. (2)

Dies gilt logischerweise auch für die Völker Mauretaniens, Marokkos, Tunesiens, Libyens und Nordafrikas (Mali, Niger, Tschad, Sudan und Ägypten).

  Ex-Präsident Houari Boumedienne (رحمه الله)

Zweifelsohne und ohne jede Übertreibung war Ex-Präsident Houari Boumedienne der bisher beste algerische Präsident, der viele historische und positive Entwicklungen in fast allen Bereichen der algerischen Gesellschaft für das algerische Volk und für das Land Algerien vorangetrieben und realisiert hat. Diese Erfolge bescheinigen ihm alle Algerier, einschließlich seiner Gegner.

Die größten und makellosesten Leistungen realisierte er allerdings in der internationalen Politik, u.a. in der arabischen und islamischen Welt, in der afrikanischen Union, in der Organisation der blockfreien Staaten und in der Nord-Süd-Weltpolitik.

Das große ABER kommt jetzt, leider: Der größte Fehler des Ex-Präsidenten Houari Boumedienne, den er in der Geschichte Algeriens bewusst oder unbewusst gemacht hat, war der Versuch der „Arabisierung“ der gesamten algerischen Gesellschaft ohne die wahre amazighisch-algerische Identität als das Hauptfundament zum Aufbau des neuen freien Algerien zu berücksichtigen und zu entwickeln.

Dabei müsste es doch jedem klar sein, und dem Ex-Präsidenten Houari Boumedienne erst recht, dass:

• Arabisch lernen und sprechen nicht automatisch Araber zu werden heißt,
• Muslim zu sein nicht automatisch Araber zu werden heißt und
• Die Identität eines Volks nicht einfach durch die Einführung einer Fremdsprache mit importierten Lehrern aus Ägypten etc. gelöscht werden kann.
  

Dieser fatale Fehler hat den ohnehin schwachen und orientierungslosen Algerien und Nordafrika die schlimmsten Identitätskrisen der Generationen ihrer neuen Geschichte verursacht, der erst in mehreren Jahrzehnten repariert werden kann.

Durch diesen historisch-negativen Fehler haben Algerien, Mauretanien, Marokko, Tunesien, Libyen und Nordafrika (Mali, Niger, Tschad, Sudan und Ägypten) mehr als ein halbes Jahrhundert verloren, das für den Aufbau und die Entwicklung der wahren gemeinsamen Identität, der amazighisch-algerischen, -mauretanischen, -marokkanischen, -tunesischen, -libyschen und der nordafrikanisch-amazighischen Identität, nach der Unabhängigkeit extrem notwendig war. Die Folgen dieses historischen Fehlers sind schwerwiegend und verheerend. Er hat Algerien, direkt oder indirekt, mehrere Tausende Tote gekostet.

Ein Identitätsverbrechen ist ein Volksverbrechen

Durch diesen Fehler wurde vor allem die Hauptkomponente der algerischen und nordafrikanischen Identität, die amazighische Sprache Tamazight ⵜⴰⵎⴰⵣⵉⵖⵜ wissentlich komplett vernachlässigt, absichtlich nicht gefördert, bewusst nicht weiter entwickelt, überheblich stiefmütterlich behandelt und regelrecht "schikaniert", um sie vernutlich für immer zu "töten und zu begraben".

Erst 53 Jahre nach der Unabhängigkeit ist die algerische Regierung offensichtlich bereit - dies ist immer noch nicht offiziell -, die amazighische Sprache Tamazight ⵜⴰⵎⴰⵣⵉⵖⵜ in der kommenden algerischen Verfassung als eine offizielle algerische Sprache zu verankern. Das hätte man vor 53 Jahren logischerweise tun müssen, wenn man die wahre amazighisch-algerische Identität kennen würde.

... in Arbeit

ⴻⵍⵎⵉⵍⵉⴰ

ⵏⴰⵊⵉⴱ  ⵅⴰⵏⵅⴰⵔ

ⴰⴳⵡⴰⵏⵙ ⵏ'ⵜⴰⴳⵎⵉ ⵓⵙⵙⵏⴰⵏ Geesthacht/Hamburg