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Veröffentlicht: 16. Januar 2015
Amenokal Ahmed Idabir ist der höchste Oberhaupt und Sprecher der Tuareg-Stämme im Süden Algeriens. In folgenden TSA-Interview (tsa-algerie) geht er vorsichtig auf die aktuelle Situation im Süden des Landes ein, wo die Proteste der Anti-Schiefergas-Bürger wachsen.
TSA: Was halten Sie von der Ausbeutung des Schiefergases in der südlichen Region Algeriens?
Ahmed Amenokal Idabir: Zuerst kann ich keine Meinung über etwas kundtun, wovon ich keine Ahnung habe, wie das Thema Schiefergas. In diesem Fall handelt es sich um ein Problem zwischen dem Volk und dem Staat und das erfordert meine Vermittlung nicht. Dieser Fall wird außerdem vom Präsidenten der Republik behandelt. In der Tat kann jede Privatperson sagen, was er will. Aber ich bin ein verantwortlicher Vertreter der einige Linien hat, die er nicht überschreitet.
Haben Sie nicht versucht, etwas über das Thema Schiefergas herauszufinden?
Ahmed Amenokal Idabir: Nein.
TSA: Was denken Sie über die Mobilisierung gegen das Schiefergas?
Ahmed Amenokal Idabir: Ich mag keine Demonstrationen, denn es gibt nie etwas Gutes in Demonstrationen. Ich persönlich, kann ich zwischen dem Volk (Bürgern) und dem Staat vermitteln, wenn er nicht auf das Problem kennt. Und dieses liegt heute nicht vor. Daher kann ich den Menschen nicht sagen, tut es (protestiert) oder stoppt die Proteste.
TSA: Einige Demonstranten und militante Anti-Schiefergas-Aktivisten wünschen Ihre Unterstützung ...
Ahmed Amenokal Idabir: Bisher haben mich weder die Behörden noch die Bürger gebeten. Und, weil niemand mich gebeten hat, möchte ich jetzt nichts sagen. Ich bin verantwortlich und ich weiß, was Verantwortung ist.
TSA: Die Armee verstärkt ihre Operationen im Süden. Ist diese Region gefährlich geworden?
Ahmed Amenokal Idabir: Ich danke der Armee für alles, was sie tut, und nicht nur im Süden, sondern in allen vier Regionen (Ost, West, Nord, Süd) des Landes. Daher können wir nicht sagen, dass nur die südliche Region gefährlich ist. Die Provinz Tizi Ouzou nicht im Süden und wir sehen was jeden Tag dort passiert. Alle Grenzen sind gefährlich geworden, auch die des Ostens und Westens. Die Geographie des Südens ermöglicht es den Schmuggler (zum Beispiel), sich leichter zu bewegen. Die Menschen können überall durch die Landesgrenzen hereinkommen und herausgegen. Man muss wissen, dass man die langen Grenzen im Süden nicht kontrollieren kann, wo es keine Berge oder ein Meer gibt. Die Grenzen sind schwierig zu kontrollieren. Sollen wir eine Mauer errichten? Das ist nicht möglich.
TSA: Was sind die Folgen des Krieges in Mali und der Instabilität in Libyen?
Ahmed Amenokal Idabir: Die Folgen des Krieges waren nie gut. Viele junge Menschen sind als Flüchtlinge zu uns gekommen und sie werden vom Roten Halbmond betreut. Aber es gibt nicht nur die Flüchtlinge, die in das Land hereinkommen. Ein Stamm von Tazrouk warnte mich vor zwei Monaten vor ungewöhnlichen Bewegungen von 4x4-Fahrzeugen des Typs Toyota an der Station von Tin-Tarabine. Daraufhin alarmierte ich die Gendarmerie. Sie fuhren sofort dorthin, aber sie haben sie nicht gefunden.
TSA: Was halten Sie von der Schaffung eines Tuareg-Staats, den die Tuareg in Mali propagieren?
Ahmed Amenokal Idabir: Es ist der Hunger, der die Tuareg in Mali treibt, von einem eigenen Staat zu träumen. In Algerien sind wir nicht in der gleichen Situation. Wir sind gegen eine Spaltung. Wir haben dies bereits vor der Unabhängigkeit gesagt. Heute haben wir eine algerische Jugend, die sehr schwierig ist. Niemand kann behaupten, sie kontrollieren zu können.
TSA: Haben Sie Bedenken in Bezug auf diese Frage?
Ahmed Amenokal Idabir: Ganz Algerien hat Angst vor Jugendlichen. Das heißt, man kann sie nur auf eine Weise steuern, nämlich, ihre Ansprüche erfüllen. Es gibt allerdings einige Ansprüche, die unmöglich zu erfüllen. Diese (Ansprüche) sollte man (den Jugendlichen) langsam (friedlich) erklären.
TSA: Kann man sagen, dass die Jugend in Süden (Algeriens) einen politische Bewusstsein erreicht hat, die sie zuvor nicht hatten?
Ahmed Amenokal Idabir: Die heutige Situation ist anders. Wir haben eine Jugend, die studiert hat, durch das Internet surft und weiß Dinge, die wir vorher nicht kannten.
TSA: Dann sind Sie nicht in der Lage, sie (die Jugendlichen) bei möglichen Unruhen zu kontrollieren, zum Beispiel?
Ahmed Amenokal Idabir: Nein, das können wir nicht. Heute ist kein Minister (z.B.) in der Lage, bestimmte Dinge zu kontrollieren und/oder zu gewährleisten. Glauben Sie, dass wir das tun können, mit leeren Händen?
TSA: Was halten Sie von dem Tuareg-Fernsehsender Toumast?
Ahmed Amenokal Idabir: Toumast bedeutet "wir sind". Dies ist ein TV-Sender, der aus Frankreich, Holland und jetzt aus Libyen sendet. Meines Wissens nach wird er von einigen Vereinen im Ausland finanziert. Viele Leute (in Algerien) sehr diesen Sender gerne. Aber ich glaube nicht, dass er eine Gefahr (für Algeriens) darstellt. Im Gegenteil, ich glaube, dass der Einfluss dieses Senders zurückgehen wird, wenn die Kultur, die Geschichte und die Gesichter (Bilder) dieser Region in den algerischen Medien angemessen vertreten wird.
TSA: Wer hat diesen Sender ins Leben gerufen?
Ahmed Amenokal Idabir: Ich weiß nicht.
(übertragen ins Deutsche, Quelle tsa-algerie)