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Veröffentlicht: 16. September 2016
ⵎⵉⵍⵉⴰ
Ungeachtet aller historischen und wissenschaftlichen Fakten und Erkenntnisse über den Ursprung und die Herkunft der Volksgruppen in Algerien wurden in einem Geographie-Lehrbuch für das erste Schuljahr der algerischen Mittelstufe falsche und gefährliche Lerninhalte über die ethnische Herkunft der überwiegenden Mehrheit der algerischen Bevölkerung aufgenommen.
Nach dem Schulbuch sind die Mitglieder der dominanten "ethnischen Gruppe" in Algerien "Araber", die demnach 80% der gesamten algerischen Bevölkerung ausmachen. „Der Rest (20%) ist ein Mischmasch aus Chaoui, Kabylen, Touareg und Bni Mzab“, heißt es im Geographie-Lehrbuch.
Diese Klassifizierung der algerischen Volksgruppen nach ihren ethnischen Eigenschaften ist absurd und entbehrt jeglicher allgemeinen und wissenschaftlichen Grundlage. Die Urheber dieser Aussagen haben keinen einzigen Nachweis und/oder eine einzige wissenschaftliche Referenz für ihre oberflächlichen und sinnlosen Behauptungen gebracht.
Offensichtlich sind die Autoren mit der Verbreitung falscher Wissensinhalte alleine nicht zufrieden. Sie benutzen außerdem rassistische, negative und abwertende arabische Begriffe, wie خلط (Mischmasch), - strategisch bewusst oder ahnungslos - für die Beschreibung der, ihrer Meinung nach, „Minderheiten“ bzw. „Randgruppen“ (Chaoui, Kabylen, Touareg, Bin Mzab).
Diese Art der ethnischen Statistiken über die algerische Bevölkerung hat viele Algerier schockiert. Denn solche oberflächlichen Vereinfachungen und Reduktionen lassen ein großes Spektrum für gefährliche Interpretationen.
Würden die jungen Schülerinnen und Schüler diesem Lehrbuch glauben, dann müssten sie auch nachvollziehen, dass eine „kleine Minderheit der Imazighen“ das Fundament der algerischen und nordafrikanischen Identität, Geschichte, Kultur und Tradition seit Jahrtausenden bildet.´
54 Jahre Unabhängigkeit sind genug, um die Basis für die Entwicklung eines modernen Staats mit einer modernen Nation festzulegen. Es an der Zeit mit offenen Karten zu spielen. Algerien, auch Nordafrika, braucht seine wahre amazighische Identität wieder.
Um aus dem heutigen „falsch definierten“ und dadurch „orientierungslosen“ Algerien einen zukunftsfähigen Staat und eine offene, respektvolle und moderne Nation zu konstruieren, ist es dringend notwendig eine ehrliche, vorurteilsfreie und offene Debatte über die algerische Identität und die algerische Nation zu führen.
(Quelle algerie-focus)