Autor: Abdelhamid Berrahma

Benwisch Ben Wisch

Es ist für das einzige algerische Onlinemagazin, Algerien Heute (www.algerien-heute.de), den Deutsch-Algerischer Kulturverein e.V., Berlin und Dar El Djazair e.V., Hamburg (www.dar-el-djazair.com) eine besondere Ehre und Freude auch heute mit Hans-Jürgen Wischnewski nicht nur einen großen Staatsmann und Politiker, sondern auch einen großen Freund Algeriens würdigen zu dürfen.

Am 24 Februar 2005 genau ist Hans-Jürgen Wischnewski im Alter von 82 Jahren verstorben. Es ist unsere Pflicht, sich an seinem Tod zu erinnern. Am 7 März 2006 hatte ihn Herr Mohamed Bedjaoui, Ex. Algerischer Außenminister, mit einer Botschaft des algerischen Staatspräsidenten, Herr Abdelaziz Bouteflika, bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin gewürdigt:

„... Hans-Jürgen WISCHNEWSKI erkannte schnell, tief und klar den Charakter der gerechten algerischen Angelegenheit, sowie den unvermeidlichen Ausgang des Kampfes (gegen Frankreich) des algerischen Volkes, seine Unabhängigkeit und die Wiederherstellung seiner Würde wieder zu erlangen. Darum klingt der Name Hans-Jürgen Wischnewski weiterhin in meinem Land. Er ruft Bewunderung und intensive Emotionen hervor, die nie ausgehen. Die Erinnerung an ihn in unserem kollektiven Gedächtnis ist umso lebendiger, als auch seine Freundschaft und das Interessefür unser Land tief und aufrichtig geblieben sind, bis zu dem Tag an dem sein Schöpfer zu sich gerufen hatte."

Foto: Gedenkveranstaltung Hans-Jürgen Wischnewski am 7 März 2006 bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin

Hommage Ben Wiss 1

Würdigungsrede Herrn Mohamed Bedjaoui, Ex. Außenminister Algeriens

Hans-Jürgen Wischnewski begann Ende der fünfziger Jahre mit seinem Engagement zugunsten der algerischen Befreiungsbewegung. Er verdankt seine Kenntnisse der arabischen Welt dem Algerienkrieg. Als IGM-Sekretär und Jungsozialist in Köln, wo die Zeitung Freies Algerien“ erschien, unterstützte er frühzeitig die algerische Befreiungsbewegung. Während des Unabhängigkeitskrieges gegen Frankreich verwaltete er von seiner Kölner Heimat aus die „Kriegskasse“ der FLN. Er fand dabei Unterstützung beim Deutschen Gewerkschaftsbund, den Falken und nicht zuletzt bei vielen Sozialdemokraten. Ohne die Unterstützung zahlreicher Mitstreiter wäre ihm vieles nicht geglückt.

Wischnewski selbst sagte hierzu: Ich habe für mich eine klare Entscheidung getroffen: für das Selbstbestimmungsrecht, für die Freiheit, gegen den Kolonialismus und gegen Unterdrückung. Ich war bereit, im Rahmen meiner Möglichkeiten meinen Beitrag zu leisten. Dazu gehörte auch, dass ich Ärger und Schwierigkeiten auf mich nahm. (..) In Köln habe ich auch ein Büro für die Algerier eingerichtet, das die Aufgabe hatte, die algerischen Flüchtlinge in der BRD zu betreuen…. “

Ben Wisch und die deutsch-algerischen Beziehungen

Ben Wisch war über die Gewerkschaftsbewegung, in der er hauptberuflich arbeitete, mit den Algeriern in Köln in Kontakt gekommen. Während der von den Franzosen und Algeriern beiderseitig blutig geführten Auseinandersetzung bot Köln eine Art Ruheraum für die Freiheitskämpfer aus Nordafrika.

Wischnewski genoss so großes Vertrauen, dass ihm jahrelang die viele Millionen schwere "Kriegskasse" der Bewegung anvertraut war. "Aber ich habe sie nicht zu Hause unterm Bett versteckt", versicherte der als gestandener Ostpreuße bis auf den letzten Centime überkorrekte Kassenverwalter. Das Geld "arbeitete" in Köln gewinnträchtig, auf ganz normalen deutschen Bankkonten.

Ben Wisch Berrahma

Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des Todestages Hans-Jürgen Wischnewski am 7. März 2006 an der Friedrich-Ebert Stiftung in Berlin. Algerische Gemeinschaft: links, Hr. Berrahma, neben Dr. Assissi, in der Mitte Hr. Bedjaoui, Ehem. Außenminister Algeriens, rechts, Hr. Meghar, ehem. Botschafter Algeriens    

Ben Wisch war immer ein gern gesehener Gast bei algerischen Feierlichkeiten, wie Nationalfeiertagen, wo ich die Ehre hatte, ihn kennen zu lernen.                                                                                                 

Hans-Jürgen hatte damals auch dazu geholfen, algerischen Studenten Studienplätze und Stipendien in Deutschland zu beschaffen. Die meisten dieser Studenten hatten nach der Unabhängigkeit einflussreiche Posten in Algerien. Zudem fädelte er, unbemerkt von der Öffentlichkeit, in Köln das erste Treffen zwischen dem damaligen Außenminister der algerischen Exilregierung und Vertretern Algeriens in anderen europäischen Städten ein.                                                                              

In diesen Jahren bekam er von Willy Brandt den Spitznamen „Ben Wisch“, der bald sein Markenzeichen werden sollte. 1958 ermöglichte er, dass FLN-Verantwortlichen an seinem Partei-Kongress teilnehmen dürften. Das war außergewöhnlich!  

Beliebt und anerkannt

Müntefering bezeichnete Wischnewski als außergewöhnlichen Politiker. „Seine menschliche Art und seine politischen Fähigkeiten haben ihn über Parteigrenzen und über Ländergrenzen hinaus zu einem der beliebtesten und anerkanntesten Politiker der vergangenen Jahrzehnte gemacht.“ Bis in die jüngste Zeit habe er engagiert für die sozialdemokratische Idee gearbeitet, sowohl in Köln und Berlin als auch international. „Seine besondere Leidenschaft galt dem Frieden im Nahen Osten“, sagte Müntefering.

Selbstdarstellung war Wischnewski immer fremd. Das schätzten seine Parteifreunde. Er war der unerschrockene Mann für heikle Missionen, der auch schwierigste Situationen meisterte. Das trug ihm auch Namen ein wie „Bonner 007“ oder „Feuerwehrmann der Nation“. Neben seinem diplomatischen Geschick und politischem Gespür konnte er dabei auf seine zahllosen Kontakte bauen.

Bis ins hohe Alter, kam Wischnewski nicht mehr aus den Schlagzeilen heraus. Ob er 1977 bei der Geiselbefreiung zum "Helden von Mogadischu" wurde, als "Kommandant Hans" in Nicaragua den Bürgerkrieg beenden half, als "Sven Fisch" den Fischereistreit in Europa schlichtete oder als "Ben Tarif" einen bundesweiten Streik abwendete, er war immer "hinten und vorn zugleich". Der auf der ganzen Welt als Trouble-Shooter gerühmte Unterhändler verriet als Erfolgsrezept seiner fast immer zum Ziel führenden und für beide Seiten annehmbaren Verhandlungstaktik.

Schmidt Ben Wisch

Krisensitzung in Bonn: Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski, genannt "Ben Wisch", war einer der engsten Berater von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Seine vorzüglichen Kontakte in den arabischen Raum spielten bei der Vorbereitung der Erstürmung der entführten Lufthansa-Maschine "Landshut" 1977 in Mogadischu eine entscheidende Rolle.                                  

Wischnewski Interesse und Leidenschaft galt der arabischen Welt. Er hatte dort viele Freunde. Er hatte ein ungewöhnliches Einfühlungsvermögen und ein weit reichendes Verständnis für den Islam. Wenige Tage nach den Verbrechen des . September warnte er vor dem gefährlichen Irrtum, islamistische Terroristen und die friedfertige islamische Religion miteinander in einem Topf zu werfen. Eine Mahnung, die heute aktueller ist, denn je!

Sein Tod war ein bitterer Verlust. Hans-Jürgen Wischnewski hat eine große Lücke hinterlassen. Seine Stimme fehlt. Er war ein Menschenfreund, der Politik machte, weil er die Lebensumstände der Menschen ändern und verbessern wollte.                                                                                            

Ruhe im Frieden, lieber Ben Wisch!

Im Gedenken an Hans-Jürgen Wischnewski !

Abdelhamid Berrahma

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