ⵎⵉⵍⵉⴰ

Stillstand Ramadan 1Algier

Algerien lebt seit drei Wochen im Rhythmus des Ramadans. Drei Wochen, die aus Tagen des Leerlaufes bestehen und durch einen totalen Stillstand des öffentlichen Lebens gekennzeichnet sind. Eine kleine Stadttour durch die sonst überfüllten Straßen von Algier während dieser Tage zeigt ein ungewöhnliches Stadtbild der Hauptstadt. Es ist still, die Straßen sind (fast) leer und (fast) alle Restaurants, Cafés und Länden sind geschlossen.

Ramadan, ein Monat, in dem der Tag zur Nacht und die Nacht zum Tag wird. Eine merkwürdige Erscheinung, die viele Menschen nicht bemerken, ist die komplette Auslöschung des täglichen Lebens 30 Tage lang, vor allem für nicht-muslimische Ausländer und Touristen, die in Algerien leben oder das Land besuchen.

Das algerische französischsprachige Wirtschaftsmagazin Algerie-eco.com wollte die Meinung eines algerischen Tourismus-Experten, Herrn Boukhelifa, zu diesem Thema wissen.

Der Tourismusexperte beginnt seine Stellungnahme zur Entwicklung des Tourismus in Algerien mit einer Erinnerung an die ersten zwei Jahrzehnten nach der algerischen Unabhängigkeit 1962. „Zur Zeit der siebziger und achtziger Jahre waren die Restaurants während des Ramadan mittags geöffnet, z.B. die Brasserie des facs, le Novelty und le Cyrnos. Sie wurden von Algeriern und Ausländern besucht, sagte Boukhelifa.

Ab 1982 begannen die extremistischen Islamisten das öffentliche Leben mit Drohungen und Gewalt zu stören und nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Auf einmal wurden am Eingang der Gaststätte Schilder angebracht, wie "Wir bedienen nur Nicht-Muslimen". Viele Algerier mischten sich darunter, sie rauchten frei in den Hauptverkehrsadern beim Gehen und aßen und rauchten auf der Arbeit.

Vor dem Beginn des Monats Ramadhan gingen Gruppen von Touristen durch die Straßen der Hauptstadt, die mit ihren Kameras ausgestattet waren, um die weiße Stadt zu entdecken, die leicht als Touristen erkennbar waren. Aber mit der Ankunft des heiligen Monats sind sie völlig verschwunden. Man sieht keinen ausländischen Touristen mehr. Der Grund ist einfach: Für Menschen nicht-muslimischer Glaube, darunter auch Algerier, Ausländer und Touristen, die sich aus irgendeinem Grund in Algier aufhalten, wird während dieses Monats nichts geplant und angeboten. Sie sehen sich einer harten Realität gegenüber, nämlich der Entdeckung eines Landes, das eine große Tugend verloren hat, ... Toleranz.

Dieses unangenehme Problem aus der Sicht der Touristen führt meistens dazu, dass die Nicht-Muslime, unabhängig davon ob sie Algerier oder Ausländer sind, ein Restaurant eines 5-Sterne-Hotels besuchen müssen, um zu frühstücken und/oder einen Kaffee zu trinken. Aber oft sind sie auch gezwungen, wegen mangelnder Alternativen stundenlang zu fasten.

Laut Herrn Boukhelifa kommen inzwischen gar keine ausländischen Touristen mehr während des Monats Ramadan nach Algerien freiwillig. Die meisten ausländischen und inländischen Reiseveranstalter raten allen Touristen ab, Algerien während des Monats Ramadan zu besuchen, weil sie keine Verantwortung übernehmen wollen, sie in einem Land zu schicken und zu empfangen, in dem Toleranz keinen Platz mehr hat.

"Es gibt kein Gesetz, das die Eröffnung von Restaurants und Cafeterias während des Ramadhan verbietet"

Auf die Frage nach der Existenz eines Gesetzes, das die Eröffnung von Geschäften (Restaurants und Cafés, ... etc.) verbietet, antwortete der Tourismusexperte mit "Nein" und erklärte dazu, dass "es kein geschriebenes Gesetz gibt, das den Unternehmen verbietet, während des Ramadan mittags zu öffnen, aber der übermäßige Eifer einiger Gastronomen und/oder der sozio-gesellschaftliche Druck, drängt sie dazu, ihre eigene religiöse Interpretation bezüglicher dieser Frage zu projizieren.

Um diesen Sachverhalt zu veranschaulichen erzählt der Tourismusfachmann den Journalisten von Algerie-eco eine wahre Geschichte:

Das Personal eines Restaurants mit Blick auf das Provinz-Hauptgebäude von Algier, bediente eine Gruppe lateinischer Touristen, zu dieser Zeit gab es eine Polizeirazzia.

-Warum hast du diese Fremden bedient? Wurde der Restaurant-Besitzer gefragt,

- Aber sie sind Ausländer! Antwortete der Gastronom.

Danach wurde er deswegen zum Rathaus bestellt.

Der Bürgermeister sagte dem Restaurantbesitzer trocken: Auch wenn sie Ausländer sind, servieren Sie ihnen nicht einmal ein Stück Brot! Der Gastronom antwortete: Schicken Sie mir diese in schriftlicher Form, dann werde ich es nicht mehr tun. Er hat diese Schrift nie erhalten!

Er hatte mich in meinem Büro im Ministerium für Tourismus getroffen, sagte Herr Boukhelifa und fügte hinzu: „Ich habe ihn beraten und ihm empfohlen, es ruhig weiter zu tun, sonst hätte er eine schriftliche Beschwerde bekommen".

Der Tourismusexperte, Herr Boukhelifa, beklagte, „dies ist sehr schlecht für die gesamte Wirtschaft und das Image unseres Landes, eine Perle des Mittelmeers schlechthin, das diesem großartigen alten Meer, der Wiege der Zivilisationen den Rücken dreht <…>, weil einige retrograde Köpfe und „verrückte“ Leute ihre mittelalterlichen religiösen Interpretationen für die wahre Münze halten. Die Tragödie darin ist, dass sie Positionen von Entscheidungsträgern besetzen <…>

Die Provinz-Chefs und die Bürgermeister der Städte Algeriens, Algier, Oran, Constantine, Annaba, etc. könnten gemeinsam ein innovatives Konzept für den Monat Ramadan entwickeln, standardisieren und umsetzen, um den Aufenthalt der Touristen und das Leben der Nicht-Muslime während dieses heiligen Monats mit entsprechenden Angeboten zu verbessern und angenehmer zu machen. Die Kreativität kennt keine Grenzen.

Gute Gastfreundlichkeit äußert sich nicht nur in eigenen vier Wänden, sondern auf allen Ebenen. In Quartieren, Groß- und Kleinstädten, Regionen und im ganzen Land könnten und sollten sich die Verantwortlichen mehr Gedanken über neue Ideen und neue Wege zur Verbesserung der Gastfreundlichkeit in ihrem Bereich jeweiligen machen.

  

ⵏⴰⵊⵉⴱ  ⵅⴰⵏⵅⴰⵔ   

(Quelle: algerie-eco)

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